Strandbrüter
Auf dem Strand von Ameland können Sie 30 cm an einem Nest vorbeilaufen, ohne es selbst zu bemerken, denn die Nester der Strandbrüter sind nur sehr schwer zu entdecken. Während die Vögel wegen ihrer Tarnfarbe schon kaum zu sehen sind, sind ihre Nester wirklich perfekt getarnt, denn sie bestehen nicht aus Zweigen oder Gräsern, sondern lediglich aus einer Sandkuhle auf dem Strand. Die Tarnung der Nester ist essentiell, um die Eier und später auch die Küken vor Raubtieren zu schützen. So sind auch die Eier in Tarnfarben gehalten und mit etwas Abstand nicht vom Sandboden zu unterscheiden. Leider funktioniert die perfekte Tarnung der Strandbrüter nicht mehr, wenn Menschen ins Spiel kommen.
Glücklicherweise wollen die meisten Menschen die Natur schützen und die Vögel sowie ihre Nester nicht weiter stören. Aber wie können Sie die Nester in Ruhe lassen und umgehen, wenn Sie nicht einmal wissen, dass sich ein Nest in Ihrer unmittelbaren Nähe befindet? Um Ihnen dabei zu helfen, hat das niederländische Reichswasseramt gemeinsam mit dem Naturzentrum Ameland verschiedene Schilder entworfen und auf dem Strand aufgestellt. So können Sie an den Strandzugängen eine Informationstafel mit Fotos von den betroffenen Strandbrütern finden und mitten auf dem Strand kleinere Warnschilder, welche anzeigen, dass sich in der Nähe ein Nest befindet. Wenn diese Nester nicht gestört werden, können die Eltern in Ruhe die Eier ausbrüten und müssen keine Energie zum Flüchten verschwenden. Es ist wichtig, dass Menschen und vor allem Hunde weiträumig um die Nester herumlaufen, damit die Vögel die beste Chance haben, ihre Eier auszubrüten und ihre Jungen aufzuziehen. Darum bitten wir Sie, zu diesen Orten Abstand zu halten.
Vogelarten
Auf Ameland gibt es eine Handvoll verschiedene Strandbrüter, die meisten dieser Arten haben leider in den letzten Jahren sinkende Populationszahlen erleben müssen. Darum ist es besonders erfreulich, dass der Strand von Ameland diesen seltenen Vogelarten eine gute Umgebung zum Brüten zu bieten scheint. Momentan brüten hier Paare von Sandregenpfeifern, Seeregenpfeifern und Zwergseeschwalben. Alle diese Arten sind selten und darum bedroht. Wo sich eine breitere Vegetation entwickelt, brüten auf dem Strand auch Löffelreiher, Silbermöwen, Heringsmöwen, Flussseeschwalben, Austernfischer, Große Brachvögel, Eiderenten und Säbelschnäbler . Wenn sich so eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren entwickelt, sprechen wir über Topnatur in den Niederlanden.
Um die Population einer bestimmten Art zu vergrößern, muss ein Elternpaar mindestens drei Junge aufziehen, so dass die beiden Eltern „ersetzt“ werden und zusätzlich noch ein weiterer Vogel existiert. So kann die Anzahl von Exemplaren einer Vogelart tatsächlich wachsen! Allerdings ist es sehr schwer für die Eltern, so viele Jungvögel auch wirklich bis ins Erwachsenenalter durchzubringen, weswegen es oftmals nicht einmal genug Nachkommen gibt, um die Population konstant zu halten.
1 Aus dem Bericht von Johan Krol – Strandbroeders op Ameland tussen Nes en Hollum (2020).
Ruhe für die Strandbrüter ist wichtig
Die Strandbrüter müssen genug Junge aufziehen, um ihre Population konstant zu halten, aber das ist gar nicht so einfach. Per Definition ist ein Strand ein sehr extremes Gebiet, mit dem Pflanzen und Tiere nur schwer umgehen können und deswegen sehr gut angepasst sein müssen. Wegen der schwierigen Bedingungen gibt es dann auch speziell angepasste Arten, die wir dafür aber dann nirgendwo anders finden können. Nicht immer herrscht schönes Wetter, so dass die Vögel bei starkem Wind schon mal eine Sanddusche abbekommen. Nester mit Eiern und auch Küken können auch bei extremem Hochwasser, insbesondere während Sommerstürmen, einfach weggespült werden. Glücklicherweise gibt es auf Ameland nicht so viele Landraubtiere wie beispielsweise Füchse, aber Eier und frisch geschlüpfte Küken können auch anderen Vögeln zur Beute werden. Deswegen versuchen wir manchmal, die Nester von Strandbrütern durch kleine Käfige vor Räubern zu schützen. Diese Nestbeschirmer besitzen große Maschen, sodass das Nest und der brütende Vogel darunter vor Räubern sicher ist, aber trotzdem noch herauskann. Wir hoffen, dass dadurch mehr Eier geschützt und somit mehr junge Vögel ausgebrütet werden können.
Außer den natürlichen Ursachen trägt auch der Mensch dazu bei, dass weniger Jungvögel überleben können. Erst einmal müssen die Eier lang genug bebrütet und warm gehalten werden, damit die Küken schlüpfen können. Wenn also der brütende Vogel täglich mehrmals flüchten muss, wenn Menschen oder ihre Hunde zu dicht an das Nest kommen, kann das zu einer längeren Brutzeit führen. Um die Vögel nicht zu stören, wird angeraten, einen Abstand von 100 – 150 Meter zu Nestern von Sand- und Seeregenpfeifern einzuhalten².
2 N2000 Profildokumente A138 Seeregenpfeifer und A137 Sandregenpfeifer
Nach dem Schlüpfen wird es noch schwieriger, da die Küken bereits nach einem Tag das Nest verlassen und selbst nach Futter suchen müssen. Wenn sich Menschen nähern, ducken sich die Küken tief in den Sand zwischen einige Pflanzen und sind dadurch so gut wie unsichtbar. Da die Eltern ihre Küken bewachen und alarmieren, wenn sich jemand nähert, bitten wir Sie darauf zu achten, wenn Sie solche alarmierenden Vögel sehen und entsprechende Orte zu vermeiden.
Gesetzlicher Naturschutz und Natura 20000
In den Niederlanden bildet der gesetzliche Naturschutz, wie der Name schon sagt, die gesetzliche Grundlage, in deren Rahmen die biologische Vielfalt im Land geschützt wird. Das sorgt dafür, das natürliche Habitate mitsamt der darin lebenden Flora und Fauna bewahrt und instand gehalten werden. Jeder Niederländer hat eine sogenannte Sorgpflicht, welche im gesetzlichen Naturschutz festgeschrieben steht (lid 2, art. 1.11). Diese Sorgpflicht beinhaltet, dass jeder auf die Natur und wild lebende Pflanzen und Tiere achtet, insbesondere in Bereichen von Natura 2000 und nationalen Naturgebieten. In der einfachsten Auslegung bedeutet dies, dass man nichts tun soll, bei dem man vermutet, dass er der Natur (sowohl Gebieten als auch einzelnen Lebewesen) schaden könnte.
Die Strandbrüter auf Ameland sind gleich doppelt geschützt; zum einen fällt der Strand nämlich unter das Natura 2000 Schutzgebiet Nordseeküste, zum anderen sind auch die Vögel selbst als Individuen ihrer Art nach den Vogelrichtlinien geschützt. Demnach wurde das Ziel gesetzt, diese Vogelart zu schützen und ihre Population zu erhalten, so dass dafür gesorgt werden muss, dass die Vögel das auch selbst schaffen. Eine der Maßnahmen, um den Strandbrütern dabei zu helfen, ist das Schützen von Brutplätzen, wie wir es hier mit Hinweisschildern tun.
Was können Sie tun?
Die Vögel geben ihr Bestes, um soviel Jungvögel wie möglich großzuziehen und können bei dieser schwierigen Aufgabe jede Hilfe gebrauchen! Den ersten Schritt haben wir bereits gemacht, indem wir Brutgebiete großräumig abschirmen. Helfen Sie uns nun beim Rest?
- Die Brutsaison beginnt am 1. April und kann bis in den August dauern.
- Überall auf dem Strand zwischen Pfahl 3 und 11 können Sie in dieser Zeit Vogelnester oder Küken antreffen.
- Leinen Sie ihren Hund in der Nähe von markierten Nestern an.
- Umgehen Sie geschützte Gebiete mit Nestern, diese können Sie einfach an den Warnschildern und teilweise dazwischen gespannten Seilen erkennen!
- Passen Sie gut auf, wenn Sie alarmierte Vögel sehen oder hören können. Verlassen Sie diesen Ort. Jungvögel verlassen das Nest bereits nach einem Tag und müssen selbst Futter suchen, werden dabei aber durch die Eltern bewacht.
- Wenn Sie noch Fragen haben oder selbst Nester und Küken entdecken, freuen wir uns sehr, wenn Sie uns davon berichten.
- Haben Sie etwas Ungewöhnliches bemerkt? Melden Sie es dann bitte an die Abteilung Ökologie des Naturzentrums Ameland!
NATUURCENTRUM AMELAND Strandweg 38 | 9163 GN | Nes
Telefon: 06 51932645 Mail: johankrol@amelandermusea.nl